Prof. Dr. med. Dr. h.c. G. Ulrich Exner

FMH Orthopädische Chirurgie

und Traumatologie

 

Proximaler fokaler Femurdefekt (PFFD)

Der PFFD stellt eine der grössten Herausforderungen in der Kinderorthopädie dar mit Defekten am Hüftgelenk, Verkürzung und Abknickung des Schenkelhalses, sowie Insuffizienz im Kniegelenkbereich häufig Fehlen des Wadenbeins.

Das hier gezeigte Kind hatte bei Geburt keine stabile Verbindung zwischen dem Hüftgelenkkopf und dem Oberschenkel (Pseudarthrose im Schenkelhalsbereich) und ein instabiles Kniegelenk.

Mit einer Vielzahl von Eingriffen konnte eine stabile Verbindung zwischen dem Hüftkopf und dem Oberschenkelknochen erreicht werden. Durch von uns entwickelte Verfahren zum Schutz des Kniegelenkes konnten erfolgreich Verlängerungen vorgenommen werden, sodass bei Abschluss des Wachstums der Patient annähernd gleich lange Beine,  volle Hüft- und Kniegelenkfunktion hat und keiner Hilfsmittel bedarf.

Die Stabilität des Skelettes und der Gelenke ist Voraussetzung für unsere Körperhaltung und Bewegungen.

Kleinere Defekte (z.B. bei Arthrosen) können durch künstlichen Gelenkersatz wie Hüft- und Knieendoprothesen relativ einfach behandelt werden.

Herausforderung sind die grossen Defekte bei angeborenen Störungen, bei Versagen endoprothetischen Gelenkersatzes und nach Infektionen.

Unsere wissenschaftliche und klinische Arbeit hat zum Ziel, die Stützfunktionen möglichst durch biologische Rekonstruktionen wiederherzustellen, da nur diese dauerhaft sein können.

Verschiedene Verfahren kommen zum Einsatz, wie z.B. die von Ilizarov weiterentwickelten Techniken der Rekonstruktion durch die Ausnutzung der biologischen Plastizität des Callus, wie am folgenden Beispiel gezeigt:

Angeborene Tibiapseudarthrose („Falschgelenk“)

Bei diesem Kind wurde nach Gehbeginn eine Deformation des Beines festgestellt. Es wurde nicht erkannt, dass es sich um eine Knochenentwicklungsstörung, „Drohende Unterschenkelpseudarthrose“, handelt; eine äusserst seltene Störung, die auf keinen Fall angerührt werden darf.

In Fehleinschätzung der Situation wurde auswärts eine Biopsie vorgenommen, in deren Folge es zur Fraktur, Ostosynthese, erneuter Fraktur und erheblichem Defekt kam. Der gesamte erkrankte Knochenabschnitt wurde reseziert und durch einen sog. Knochentransport unter Callusdistraktion gefüllt. 

Am Ende des Wachstums ist der Unterschenkel voll biologisch rekonstruiert.

Ursprünglich Kinderarzt hat Prof. Exner naturgemäss besonders die Kinderorthopädie gepflegt, mit Schwerpunkt der Funktionsverbesserungen bei Fehlbildungen.

Hüftgelenkdysplasie und Hüftgelenkluxation

Als Kinderorthopäde hat Prof. Exner sich traditionell mit den Problemen der Hüftgelenkdysplasie und –luxation befasst. Er hat vor über 20 Jahren die weltweit erste Ultraschall-Screeningstudie auf der Basis der von Professor Graf entwickelten Technik durchgeführt. Mit dieser Studie hat er den  Grundstein für die Anerkennung der Sonographie als Screening für die Hüftdysplasie in der Schweiz gelegt.

Hüftgelenkdysplasie ist eine Reifungsstörung, bei der zwar alle Strukturen des Hüftgelenks angelegt, aber ungenügend verknöchert sind, sodass die Pfanne vom Hüftkopf deformiert wird und durch die ungenügende Hüftkopfeinfassung zur Luxation führen kann. Durch frühzeitige Diagnose und Behandlung kann mit einfachen Massnahmen fast immer eine Normalisierung erreicht werden, während bei verpassten Dysplasien oft auch operative Massnahmen nicht  mehr eine vollständige Normalisierung erreichen können.


Schematische Darstellung der Luxation des Hüftkopfes aus der Hüftpfanne und der Funktionsstellung in Abspreizung und Beugung zur Rezentrierung, hier mit der Behandlung in einer Pavlik-Bandage.